Mit dem obigen Dhammapadavers 331 wird meist eine Geschichte verbunden, in der Mara versucht, den Buddha zur Königsmacht und Weltherrschaft zu verführen. Darauf würde sich der Buddha aber nie einlassen. Er war nicht daran interessiert, Macht über andere zu besitzen. Vielmehr ging es ihm darum, Menschen zu zeigen, wie sie Herrschaft über ihr eigenes Leben ausüben können. Seine ganze Lehre deutet auf den wahren Ursprung von innerer Stärke und Sicherheit hin: selbstloses, rein-wissendes Gewahrsein. Ein Großteil unserer Praxis besteht darin, die passende Art von Einsatz zu erlernen und umzusetzen, wodurch wir uns zunehmend nach einer inneren Zuflucht ausrichten.
Wir alle fühlen uns gerne darin bestätigt, Fortschritte in unserer Praxis zu machen und dass unser Einsatz nicht umsonst ist. Es wird allerdings eine Phase kommen, in der wir gezwungen sind, solche Sicherheit loszulassen und uns einfach dem Vertrauen hinzugeben. Wir sollten das nicht als Abdanken oder Aufgeben abtun. Wenn Vertrauen auf eine einsichtige Weise stattfindet, ist es auf Verstehen gegründet und schafft eine Klarheit darüber, dass ständiges Hinterfragen uns lediglich untergraben würde. Tan Ajahn Chah veranschaulichte diese Verhaltensweise, immer Bestätigung für unseren Fortschritt bekommen zu müssen, folgendermaßen: Es ist wie einen frischen Sprössling zu pflanzen und ihn dann alle paar Tage wieder aus der Erde zu ziehen, um zu prüfen, ob er denn schon etwas gewachsen ist. Selbstverständlich ist dies nicht gerade sehr hilfreich für die Sprösslinge. Ebenso wie Gleichmut und Geduld ist Vertrauen nicht sehr auffällig, und kann von Außen als schwächlich und weich erscheinen. In Wahrheit kann Vertrauen allerdings die Quelle eines starken Rückhalts sein.
Eine unserer Klostergäste, die sich klar dem spirituellen Leben verpflichtet hat, fragte mich einmal, ob ich ihr die richtige Herangehensweise an die Praxis erklären könnte. Das Bild, das mir dabei in den Sinn kam und welches ich mit ihr teilte, war, wie wir im Warteraum des Buddha sitzen würden. Ich vermittelte ihr, unser Vertrauen in die Möglichkeit des Erwachens würde einem Termin für ein Treffen mit dem Buddha ähneln. Was würden wir in solch einer Situation tun, während wir warten, aufgerufen zu werden? Würden wir uns bei seinem Aufwärter und Sekretär, dem Ehrwürdigen Ananda, über die Wartezeit beschweren? Wohl kaum. Würden wir voller Ungeduld auf und ab stampfen? Eher nicht. Würden wir uns in unserem Ärger suhlen, weil jemand vor uns in sein Zimmer geladen wurde? Sehr unwahrscheinlich. Ich führte das Ganze im Gespräch mit unserer Besucherin nicht ganz so weit aus, hatte jedoch das Gefühl, dieser Vergleich trug zur Klärung ihrer Herangehensweise an die Praxis bei. Ihr Ansatz und der meinige würden nicht der gleiche sein; wir haben nicht genau denselben Hintergrund. Was wir hingegen teilen, ist das Vertrauen, ein Ende des Leidens erreichen zu können und der Buddha genau dies verwirklicht hat.