Dieses Buch nahm seinen Anfang als ein Essay, mit dem Ziel, die Praxis der Achtsamkeit auf den Atem (ānāpānasati) um einige Hinweise zu ergänzen. Ich wollte meine Aussagen kurz und bündig auf den Punkt bringen, in dem Bewusstsein, dass es bereits zahlreiche Meditationshandbücher gibt, ebenso wie etliche gründliche Darstellungen zur Theorie und Praxis der Achtsamkeit auf den Atem. Doch angesichts der Tatsache, dass diese Meditation von so entscheidender Bedeutung ist, erscheint es meines Erachtens hilfreich, hier auch frische Ansätze einzubringen. Und ich habe festgestellt, dass die Art und Weise, wie ich die Achtsamkeit auf den Atem verstehe und an sie herangehe, sich zwar von der Methode, die man mir ursprünglich beibrachte, etwas unterscheidet, dass sie sich aber dennoch mit ihrer ursprünglichen Sutta-Darstellung im Einklang befindet.
Es gibt eine Anzahl von Themen die Menschen, welche buddhistische Meditation praktizieren, sehr geläufig sind: „Atemachtsamkeit“, bei der man sich auf den Rhythmus des Atems fokussiert; „Gehmeditation“, die sich um das Spüren der Schritte dreht, während man einen Pfad auf- und abgeht; das innerliche Wiederholen eines Mantras, wie etwa „Bud-dho“ – diese sind alle dazu bestimmt zu helfen, die Aufmerksamkeit in der Gegenwart genau diesen Moments, dieser gegenwärtigen Realität zu verankern.
Neben diesen bekannteren Methoden gibt es viele andere, welche in ähnlicher Funktion dienlich sein können. Eine von diesen ist bekannt als „Hinein-Hören“ oder „Meditation über den inneren Ton“ oder in Sanskrit „Nada-Yoga“. Diese Begriffe beziehen sich alle auf das Hören von dem, was „der Klang der Stille“ oder „der Nada-Ton“ genannt wird. „Nada“ ist das Sanskritwort für „Klang“, ebenso wie das spanische Wort für „nichts“ – ein interessanter und bedeutungsvoller Zufall.
‘Buddha-Natur, Menschen-Natur‘ ist ein Buch über unsere Umwelt und die Auswirkungen, die der Buddhismus auf diese gehabt hat und weiterhin haben kann. Die Idee, ein solches Buch zu schreiben, entstand anlässlich der Teilnahme an einer Vipassana-LehrendenKonferenz im Jahr 2013 im Meditations-Zentrum Spirit Rock in Kalifornien. Zu dieser Konferenz gehörte auch ein aufrüttelnder Vortrag über den Klimawandel und seine aktuellen und vorhergesagten Auswirkungen. Wir Lehrenden blieben dann mit der Frage zurück: Da wir in der Lage sind, andere anzusprechen, gibt es etwas, was wir tun können, um das Bewusstsein dieser drohenden Katastrophe bei unseren Meditierenden zu fördern? Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie wir dazu beitragen können, den zukünftigen Menschen den Vorteil einer gesunden Umwelt zu ermöglichen? Einige von uns haben sich dazu verpflichtet so zu lehren, dass die Ausweitung der ethischen Grundsätze auch zur Verantwortung für die Erde ermutigen soll. Zusätzlich dazu kam ich zum Schluss, dass das Schreiben eines Buches über das Thema eine größere Reichweite bieten würde. Ich hatte mich bereits 1989, im Zusammenhang mit der Broschüre ‘Buddha-Natur‘, die ich für die Interreligiöse Versammlung über Religion und Umwelt in Canterbury, England, produziert hatte, mit Umweltthemen beschäftigt. Deshalb schien es zuerst, wie wenn lediglich eine Aktualisierung des vorhandenen Materials notwendig sei. Tatsächlich aber brauchte es viel mehr als das, denn selbst die begrenzten Forschungen, die ich durchgeführt hatte, offenbarten eine Weltanschauung, welche sowohl eine Eskalation der Umweltzerstörung unterstützte, als auch unempfindlich gegen globale Proteste und wissenschaftliche Beweise zu sein schien.
Der Titel dieses Buchs, Auf den Geist kommt’s an, lenkt die Aufmerksamkeit zur geistigen Einstellung. Er weist darauf hin, wie enorm wichtig unsere Haltung ist, wenn der Geist Erfahrungen aufnimmt und verarbeitet, und er deutet auf jenen Aspekt der Dhamma-Praxis, alles zu unserem Lehrer zu machen. An unserem offenen Retreat 2017 im Amaravati-Kloster nahmen über 400 Menschen teil. Ajahn Sumedho hielt jeden Abend einen Vortrag und andere Gast-Ajahns boten täglich Anleitungen an und führten Frage-und-Antwort Sitzungen durch. Für einige von uns war dies eine sehr inspirierende Zeit. Es gab eine Vielzahl erhellender und einfallsreicher Vorträge; für mich war es wahrhaft eine ermutigende und schöne Veranstaltung. Aber was, wenn die Einstellung anderer unterschiedlich dazu war? Selbst wenn sie inspirierende Vorträge hörten, könnten sie angefangen haben zu denken, dass es zu wenige waren. Oder sie könnten die Lehrer miteinander verglichen haben, um zu beurteilen, wer besser war. Sogar so etwas Edles, Schönes und Heilsames, wie das Hören eines Dhamma-Vortrags, hätte zu einem Grund für Leiden, Enttäuschung oder Unzufriedenheit werden können, wenn die Person das Erlebnis in einer ungeschickten Art aufgefasst hätte. Unser Geist kann sich leicht in Urteilen verfangen: „Dies“ ist nicht so gut wie „das“ oder „jetzt“ ist nicht ganz so real oder gut wie „diese Aussicht dann in der Zukunft“ oder „jene tolle Zeit damals in der Vergangenheit“. Wenn unser Geist dies tut, können wir es betrachten. Dieses Gefühl der Enttäuschung, dieser vergleichende Geist, kann in diesem Moment zu unserem Lehrer werden. Wenn wir weise sind, wird alles uns belehren: das Wetter, unsere Erinnerungen, unsere physische Verfassung, die Umgebung und die Menschen um uns herum.
Mit seinen handschriftlich verfassten Dhamma-Reflexionen inspiriert Ajahn Jayasāro jede Woche eine große und wachsende Leserschaft weltweit. Sowohl die äußere Form als auch die Art der inhaltlichen Vermittlung der buddhistischen Lehre gelten als außergewöhnlich. Sie sind weise und intelligente Impulsgeber. Sie bieten Orientierung und Hilfestellung sowohl für Neueinsteiger als auch erfahrene Praktizierende.
Mit der vorliegenden Übersetzung ist es erstmals gelungen, einen ausgewählten Teil der Reflexionen auch in deutscher Sprache zugänglich zu machen.
Mit dem obigen Dhammapadavers 331 wird meist eine Geschichte verbunden, in der Mara versucht, den Buddha zur Königsmacht und Weltherrschaft zu verführen. Darauf würde sich der Buddha aber nie einlassen. Er war nicht daran interessiert, Macht über andere zu besitzen. Vielmehr ging es ihm darum, Menschen zu zeigen, wie sie Herrschaft über ihr eigenes Leben ausüben können. Seine ganze Lehre deutet auf den wahren Ursprung von innerer Stärke und Sicherheit hin: selbstloses, rein-wissendes Gewahrsein. Ein Großteil unserer Praxis besteht darin, die passende Art von Einsatz zu erlernen und umzusetzen, wodurch wir uns zunehmend nach einer inneren Zuflucht ausrichten.
Wir alle fühlen uns gerne darin bestätigt, Fortschritte in unserer Praxis zu machen und dass unser Einsatz nicht umsonst ist. Es wird allerdings eine Phase kommen, in der wir gezwungen sind, solche Sicherheit loszulassen und uns einfach dem Vertrauen hinzugeben. Wir sollten das nicht als Abdanken oder Aufgeben abtun. Wenn Vertrauen auf eine einsichtige Weise stattfindet, ist es auf Verstehen gegründet und schafft eine Klarheit darüber, dass ständiges Hinterfragen uns lediglich untergraben würde. Tan Ajahn Chah veranschaulichte diese Verhaltensweise, immer Bestätigung für unseren Fortschritt bekommen zu müssen, folgendermaßen: Es ist wie einen frischen Sprössling zu pflanzen und ihn dann alle paar Tage wieder aus der Erde zu ziehen, um zu prüfen, ob er denn schon etwas gewachsen ist. Selbstverständlich ist dies nicht gerade sehr hilfreich für die Sprösslinge. Ebenso wie Gleichmut und Geduld ist Vertrauen nicht sehr auffällig, und kann von Außen als schwächlich und weich erscheinen. In Wahrheit kann Vertrauen allerdings die Quelle eines starken Rückhalts sein.
Eine unserer Klostergäste, die sich klar dem spirituellen Leben verpflichtet hat, fragte mich einmal, ob ich ihr die richtige Herangehensweise an die Praxis erklären könnte. Das Bild, das mir dabei in den Sinn kam und welches ich mit ihr teilte, war, wie wir im Warteraum des Buddha sitzen würden. Ich vermittelte ihr, unser Vertrauen in die Möglichkeit des Erwachens würde einem Termin für ein Treffen mit dem Buddha ähneln. Was würden wir in solch einer Situation tun, während wir warten, aufgerufen zu werden? Würden wir uns bei seinem Aufwärter und Sekretär, dem Ehrwürdigen Ananda, über die Wartezeit beschweren? Wohl kaum. Würden wir voller Ungeduld auf und ab stampfen? Eher nicht. Würden wir uns in unserem Ärger suhlen, weil jemand vor uns in sein Zimmer geladen wurde? Sehr unwahrscheinlich. Ich führte das Ganze im Gespräch mit unserer Besucherin nicht ganz so weit aus, hatte jedoch das Gefühl, dieser Vergleich trug zur Klärung ihrer Herangehensweise an die Praxis bei. Ihr Ansatz und der meinige würden nicht der gleiche sein; wir haben nicht genau denselben Hintergrund. Was wir hingegen teilen, ist das Vertrauen, ein Ende des Leidens erreichen zu können und der Buddha genau dies verwirklicht hat.
NIBBĀNA (Nirvāna in Sanskrit) ist ein Wort, das verwendet wird, um eine Erfahrung zu beschreiben. Wenn das Herz frei von allen Verdunkelungen ist und sich in völliger Übereinstimmung mit der Natur, der letztendlichen Realität (Dhamma) befindet, erfährt es perfekten Frieden, Freude und Zufriedenheit. Diese Qualitäten werden durch das Wort Nibbāna ausgedrückt. Der Zweck dieses Buches ist es, die speziellen Lehren des Buddhas zu umreißen, die auf Möglichkeiten hinweisen und diese erläutern, wie jene Qualitäten verwirklicht werden können. Aus buddhistischer Sicht ist die Verwirklichung von Nibbāna die Erfüllung des höchsten menschlichen Potenzials - ein Potenzial, das in jedem von uns vorhanden ist, unabhängig von Nationalität oder Glaubensbekenntnis.
Bei der Betrachtung buddhistischer Begriffe und der vielen möglichen Ausdrucksweisen die in dieser Anthologie zu finden sind, ist es wichtig, ein paar Dinge im Auge zu behalten. Erstens ist es ein Merkmal der Lehre des Buddhas, insbesondere in den Theravāda Schriften, dass die Wahrheit und der dahin führende Weg oft dadurch aufgezeigt werden, indem man beschreibt, was sie nicht sind anstatt was sie sind.
Diese Ausdrucksweise hat eine ungefähre Entsprechung in der klassischen indischen Philosophie der Upanischaden, im bekannten Prinzip von „neti ... neti“, was „nicht dies ... nicht dies“ bedeutet. Mit diesem Ausdruck wird die Realität der Erscheinungen zurückgewiesen. In der christlich-theologischen Sprache wird dieser Ansatz, der Dinge definiert durch das was sie nicht sind, als apophatische Methode bezeichnet - auch bekannt als via negativa, und sie wurde von einer Reihe bedeutender Christen im Laufe der Jahrhunderte angewandt
Das Herz der Lehre des Buddha ist der edle achtfache Pfad, der in das dreifache Training von Sila, Samādhi und Paññā, Tugend, Sammlung und Weisheit unterteilt wird. Alle drei Faktoren des Pfades zusammengenommen sind als mittlerer Weg bekannt und genau diese Verbindung der Pfad-Faktoren, ergibt eine heilige Gleichung, welche letztlich zu Frieden, Freiheit von Leiden und Nibbāna führt. Die drei Faktoren unterstützen sich gegenseitig: Tugend ist die Grundlage für Sammlung. Sammlung die Grundlage für Weisheit und durch Weisheit arbeitet man der Erlösung zu. Einen der Faktoren aus dieser heiligen Gleichung herauszunehmen, verhindert, dass man auf den Pfad gelangt, der zu wahrem Glück, Nibbāna, führt.
Der Hauptteil dieses Vortrags beginnt mit einer sehr einfachen Frage, die Ajahn Dtun einer Gruppe von Laien stellt, von denen er wusste, dass sie Schüler eines Lehrers sind, der viel Wert auf die Übung der „Geistesbeobachtung“ legt. Diese Übung beschränkt sich darauf, das Entstehen und Vergehen aller Geistesinhalte zu beobachten, aufgrund der Auffassung, dass dies der effektivste Weg für die Entwicklung von Weisheit sei, und der Geist dadurch von seinen Trübungen befreit werden könne.
Diejenigen, die diese spezielle Methode praktizieren, neigen dazu, die Rolle, die Sammlung bei der Entwicklung von Weisheit spielt, zu übersehen oder zu unterschätzen. In den letzten 15 Jahren stieß die Übung der „Geistesbeobachtung“ - obwohl weder neu noch zeitgemäß – auf reges Interesse und fand in Thailand weite Verbreitung. Doch unter den Meistern der thailändischen Waldtradition mit einer traditionelleren Lehrweise führte die Wiederverbreitung zu Bedenken und sie weisen auf die falsche Annahme hin, dass schon das Beobachten allein den Geist von seinen Trübungen befreien könne.
Dieses Buch ist der fünfte Band innerhalb einer Fünfersammlung, die erstellt wurde, um das Leben und Wirken Ajahn Sumedhos anlässlich seines 80. Geburtstages zu würdigen.
Der Titel des Buchs bezieht sich auf die bildliche Darstellung der buddhistischen Lehre (oder des Dhamma). Es handelt sich um ein Rad, das der Buddha mit seiner ersten Lehrrede in Bewegung setzte, indem er die Vier Edlen Wahrheiten und den Achtfachen Praxispfad verkündete. Diese Lehre stellt die beständige Achse von Ajahn Sumedhos Lehrdarlegung und seiner persönlichen kontemplativen Lebensweise dar.
Lasst uns die Idee der Konzentration, oder samādhi, betrachten. Wenn du diese vier kleinen Silben hörst, Kon-zen-tra-tion, was bedeuten sie für dich? Möglicherweise brauchst du ein paar Augenblicke, um das in Worte zu fassen, aber du spürst vielleicht sofort, wie eine bestimmte Art von Energien die Oberhand zu gewinnen beginnt. Du hast wahrscheinlich das Gefühl, dass du etwas tust und dich anstrengst, um es richtig zu machen. Das ist der übliche Ansatz. Wir reißen uns zusammen, spannen uns an und machen uns an die Arbeit. Das ist ein hartes Training, sozusagen ein „Konzentrationscamp“. Bloß nicht schlappmachen! Mit dieser Einstellung kurbeln wir unsere Kontrollmechanismen an, die Pflichtmechanismen, die Arbeitsmechanismen und die „Mach-es-richtig“- Mechanismen. Und schon ist der Stress da. Eine Spannungsfalte beginnt sich über deine Stirn zu legen.
Nun mögen solche Haltungen und Taktiken eine Zeit lang funktionieren – doch schon nach wenigen Tagen fangen wir an, müde zu werden. Irgendetwas in uns spannt sich an, während gleichzeitig etwas anderes in uns wahrscheinlich sagt: „Ach, was soll‘s!“ Wir wollen ein bisschen Freude erleben, also halten wir nach legitimen Möglichkeiten Ausschau, um „die Praxis“ zu umgehen. Unser Herz braucht Nahrung, und wenn wir unser Glück und unsere Leichtigkeit nicht in der Dhamma-Praxis erfahren, dann werden wir sie uns woanders holen. Wir lesen etwas, essen etwas oder machen einen Spaziergang, um uns zu entspannen. Was aber, wenn samādhi eine Wohltat wäre, gar mit dem angenehmen Gefühl einherginge, sich „zu Hause“ zu fühlen? Was, wenn es bei samādhi darum ginge, sich in einem geeinten Zustand einzurichten? Schließlich wird es in den Schriften als „Sammlung“ definiert.* Und so wie der Buddha es darstellte, ist samādhi Herzensnahrung, und seine unmittelbare Ursache ist Wohlbefinden – das Wohlbefinden, das aus dem Loslassen von Stress entsteht.
Dieses kleine Buch, das in einer Reihe von Lektionen Meditationshilfen und -techniken für Anfänger beschreibt, basiert auf einer sechswöchigen Serie von Lektionen, die 2002 in Mendocino in Kalifornien gegeben wurden.
Diese Lektionen beschreiben buddhistische Meditationstechniken. Die Ideen und Prinzipien für die Meditationspraxis, die in ihnen erklärt werden, stammen eindeutig aus der buddhistischen Welt. Doch bedeutet das nicht, dass diese Meditationsanleitungen ausschließlich für Buddhisten hilfreich oder angemessen wären. Die Lektionen stellen einfache Mittel und Techniken zur Verfügung, die man benutzen kann, um das Leben friedlicher zu machen, um zu helfen, sich selbst und andere ein bisschen besser zu verstehen und in etwas mehr Harmonie mit der Welt zu leben.
Die Absicht für dieses Buch und jede dieser Lektionen ist, Methoden, Techniken und Prinzipien zur Verfügung zu stellen, die jedermann und jede Frau im Bereich seines oder ihres eigenen Lebens anwenden kann — unabhängig davon, ob man Humanist, Christ, Kommunist, Buddhist oder Anhänger irgend eines anderen Glaubenssystems ist.